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Das Paradox des Glaubens

„Selig sind, die nicht sehen und doch glauben“ (Johannes 20,29).

„Was ich sehe, das glaube ich“, sagt die weltliche Klugheit. „Was ich glaube, das sehe ich“, versichert der Mann des Glaubens. Die Bibel ist reich an solchen Paradoxien. Obwohl ein Paradox falsch zu sein und unserem Verstand zu widersprechen scheint, ist es in Wirklichkeit wahr. Unser Herr, der häufig auf diese packende Weise geistliche Wahrheiten verkündigte, sagte beispielsweise, dass das Weizenkorn keine Frucht bringe, wenn es nicht erstorben sei, und nur auf ein Weiterleben hoffen kann, wenn es zuerst einmal gestorben ist (Johannes 12,24). Auch in den Schriften des Apostels Paulus finden wir eine Fülle solcher Paradoxien. „... Ich bin mit Christus gekreuzigt. Ich lebe aber ...“ (Galater 2,19-20). Ganz ähnlich wird oft über den Glauben in Form einer Paradoxie gesprochen.

Abrahams Glaube erwies sich daran, dass er sich an den hielt, „den er nicht sah, als sähe er ihn“. Wie kann man aber das Unsichtbare sehen? Nun, der Glaube hat es mit dem zu tun, „das man nicht sieht“, mit Dingen also, die wir zwar nicht naturwissenschaftlich beweisen können, die aber deshalb nicht weniger wahr sind. Es bereitet uns keine Schwierigkeiten, etwas für wahr zu halten, was wir sehen können, aber das ist nicht Sache des christlichen Glaubens, für den das, was sichtbar, nicht von Bedeutung ist. Der Glaube ist „der Nachweis von Dingen, die man nicht sehen kann“, und er bringt das, was man nicht sieht, in den Bereich unserer persönlichen Erfahrungen. Glauben heißt, von etwas überzeugt sein, ohne es zu sehen.

Erstaunlicherweise kann der Glaube singen, während er noch gefangen ist; sein Loblied nimmt, wie im Falle des Paulus und Silas, seine Befreiung vorweg. Der Glaube rühmt Gott, indem er in hoffnungslosen Situationen zu singen anhebt. Er beweist gerade in Ketten seine Stärke, wie uns Paulus, dieser so oft gefangene und doch siegreiche Streiter, schreibt: „Gedenket meiner Bande!“ (Kolosser 4,18).

Unsichtbare, doch darum nicht weniger wirkliche Mächte umgeben uns. Elisas junger Diener sah die feindlichen Armeen ins Land einfallen und schrie voller Bestürzung: „Wehe, Herr, was wollen wir nun machen?“ Da betete der im Glauben erfahrene Elisa: „O HErr, öffne ihm doch die Augen, dass er sieht“, und der Diener sah: „Da war der Berg rings um Elisa her voll feuriger Rosse und Wagen“ (2.Könige 6,15.17; n. Zürcher).

Siehe, für den durch Glauben erleuchteten Blick
sind die Berge von Feuer erhellt;
die Hölle ist nahe, doch Gott ist näher
und umgibt uns mit feurigen Heerscharen.
(Wesley)