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Glaube als angenommenes Geschenk

„Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, die an seinen Namen glauben“ (Johannes 1,12).

Im Johannesevangelium kommt der Begriff „glauben“ ungefähr fünfzigmal vor, und jedesmal kann das Wort „aufnehmen“ sinnvoll dafür eingesetzt werden. Von etwas Besitz ergreifen bedeutet: es aufnehmen, es sich zu eigen machen. Psalm 81,11 wird des öfteren als ein zentraler Vers in der Bibel bezeichnet: „Tue deinen Mund weit auf, lass mich ihn füllen!“ Wir haben uns dabei ein Nest mit kleinen Vögeln vorzustellen, die ihre Mäuler weit aufgesperrt halten. Erwartungsvoll harren sie auf das, was die Mutter ihnen gibt, und werden nicht enttäuscht. Jedes der Vöglein braucht dann nur noch nach der Fütterung seinen Schnabel zu schließen.

Selbst ein noch so frommer Mensch vermag aus keiner größeren geistlichen Quelle zu schöpfen als aus der, die uns Christus geöffnet hat. Wir stellen solche enormen Glaubensunterschiede zwischen uns und jenem Tiefgläubigen, der uns vor Augen ist, fest, weil er sich mehr als wir von dem nimmt, was Gott allen Menschen schenkt. Ein derart gottesfürchtiger Mensch ergreift die von Gott geoffenbarten Tatsachen und macht sie zu seiner eigenen Erfahrung. Wie wunderbar erweist sich doch jener Vater in Lukas 15, als er den Besitz unter seine beiden Söhne aufteilt. „Und er teilte ihnen das Gut“ (Lukas. 15,12). Trotz seiner offensichtlichen Schuld bereitet der verlorene Sohn schließlich seinem Vater die Ehre, dessen Wort zu glauben und seinen Anteil anzunehmen, anders als der ältere Bruder, der seinem Vater vorwirft, ihm keinen Ziegenbock gegeben zu haben. Der zutiefst gekränkte Vater antwortet: „Alles, was mein ist, das ist dein.“ Doch hatte der Ältere während der ganzen Zeit, in der er allein auf dem Hofe war, nicht einen einzigen Ziegenbock genommen. Der Unterschied liegt also nicht darin, was den beiden geschenkt worden ist, sondern darin, was sie sich davon aneigneten.

Es scheint zwar leichter zu sein, greifbare Dinge anzunehmen als geistliche Gnadengaben, aber machen wir uns nicht ständig Ungreifbares, wie etwa die Liebe, zu eigen? Mag auch Liebe verschwenderisch ausgeteilt werden, wir können uns ihrer erst richtig freuen, wenn wir sie annehmen und erwidern. Auch Vergebung mag reichlich verschenkt werden, wir sind erst frei, wenn wir sie gläubig angenommen haben. Wir können nicht von dem geistlichen Grundsatz abgehen: „Euch geschehe nach eurem Glauben“ (Matthäus. 9,29).